25.02.2021
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Politik |
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Im Erzgebirge nur britische Mutante
(SvS) ANNABERG-BUCHHOLZ: Das Coronavirus ist weiterhin unter uns und mittlerweile breiten sich auch die Mutationen aus. Auch hier im Erzgebirgskreis. Noch vor wenigen Wochen war die Region trauriger Rekordhalter in der Inzidenz. Mittlerweile sind die Zahlen wieder geringer, konstatiert Landrat Frank Vogel auf der jüngsten Pressekonferenz zum Thema: "Wir haben jetzt seit 31. Januar eine Inzidenz unter 100. Das ist sicherlich eine positive Entwicklung, ein positiver Fakt. Da bin ich auch allen Bürgerinnen und Bürgern immer wieder dankbar, dass man sich sehr stark an Regeln hält und damit auch dazu beiträgt, dass wir diesen Status ‚Unter 100‘ erstmal weiter aufrechterhalten. Wir pegeln uns also, so in den letzten Tagen, wieder so in der Größenordnung um 70-75 herum ein. Das ist deutlich zu viel, weil das Ziel besteht ja, dass wir runterkommen wollen, unter die 50. Das sind ja auch die Vorstellungen des Freistaates Sachsen."
Damit das aber gelingt braucht es mehr als nur Disziplin im eigenen Kreis. Gerade der Grenzverkehr steht im Verdacht, das Virus oder seine Mutationen wieder vermehrt einzuschleppen. Somit sind die Grenzen nach Tschechien dicht. Das hat aber wieder fatale Auswirkungen auf Unternehmen und Dienstleister.
Vogel: "Es ist sicherlich sehr positiv, dass zunächst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Gesundheitsbereich arbeiten, einpendeln können. Aber die Auswirkungen in der Wirtschaft, in den Industrieunternehmen sind natürlich gravierend. Durch die sehr kurzfristige Entscheidung war es auch nicht allen Unternehmen möglich gewesen, an dem Wochenende, als die neue Regelung des Freistaates Sachsen in Kraft trat, auch alle ihre tschechischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu überzeugen, dass sie hier rüber kommen. Da sind wir aber in der Diskussion mit dem Freistaat, welche Möglichkeiten es dort gibt, vielleicht durch Erhöhung der Testkapazitäten in den Grenzregionen, dass es doch zu einem stärkeren Pendlerverhalten kommen kann."
Mittlerweile wird nicht nur getestet, sondern auch sequenziert, heißt: untersucht, ob es sich um den Ur- oder Wildtyp des Coronavirus handelt oder schon eine Mutation. Erstmals wurde solch eine Mutante hier im Landkreis am 2. Februar nachgewiesen, mit Stand vom Anfang der Woche sind es bereits 32 Fälle. 5% aller positiven Tests aus der Region werden aktuell sequenziert.
Dazuz erklärte Sandro Müller, Amtsarzt und Referatsleiter Öffentlicher Gesundheitsdienst (Bild): "Hier bei uns im Erzgebirgskreis ist nur die Variante B.1.1.7., das heißt, die britische Variante, aufgetaucht bisher. – Was machen wir als Gesundheitsamt in dem Moment? Letztlich ist der Weg fast gleich wie zum normalen Wild-Typ-Patienten. Er geht 14 Tage in die Quarantäne, auch die Kontaktpersonen haben die gleiche Quarantänezeit. Und es ist vom RKI die Empfehlung ausgegangen, dass die Personen nur aus der Quarantäne herausgehen nach Symptomfreiheit mit einem negativen Test, das kann ein Schnelltest sein."
Wie Müller weiter sagte, seien noch keine Ausbrüche im Kreis bekanntgeworden. Feststellen konnten er und seine Mitarbeiter aber die höhere Infektiösität von B.1.1.7. Damit habe die britische Mutante die Möglichkeit, sich weiter durchzusetzen: "Es wird am Ende Richtung 100% gehen, am Ende wird die Wildtypvariante kaum mehr nachweisbar sein. Und die Mutationsvariante wird die vorherrschende sein. Darauf, da können wir froh sein, können wir vorbereitet sein im Vergleich zu Großbritannien, die quasi vage wussten, dass sie eine Mutation haben, Anfang Dezember, dort aber nicht genau wussten, was es damit auf sich hat. Und dort fiel das Ausbreiten des Virus in eine Lockerung bzw. ein Aufheben des Lockdowns, fiel in die Vorweihnachtszeit. Und wir wissen alle, was da passiert: Dass binnen kürzester Zeit die Mutation an Fahrt aufgenommen hat und die Krankenhäuser relativ schnell an der Belastungsgrenze waren.", so Müller
Davon sind wir im Erzgebirgskreis aber weit entfernt. Trotzdem erwartet das Gesundheitsamt eine entsprechende Dynamik, sollte es Lockerungen geben. Darum solle und müsse die Impfkampagne als wichtigstes Instrument gegen die Pandemie noch mehr Fahrt aufnehmen. Immerhin schützen die aktuellen Impfstoffe noch gegen alle drei bekannten Mutationen. Mit Einschränkungen bei AstraZeneca. Hier soll es bei jüngeren Menschen eine geringere Wirkung gegen die Südafrika-Variante geben. (Bildquelle: KJ/Sven Schimmel)